Ein Wochenende lang gemeinsam mit sehenden, gleichaltrigen Kindern reiten – Das konnten sechs Schülerinnen am ersten Juliwochenende erleben. Und nicht nur das: Sie erlebten noch viel, viel mehr …
Das haben wir gemacht
Am Freitag, dem 04.07., trafen wir uns um 13.00 Uhr am Taxitor und fuhren mit zwei Privatautos nach Leimen ins Gemeindehaus, wo wir die sehenden Kinder kennen lernten. Jeder hatte sein eigenes Kind, dass uns führen sollte und bei dem wir auch übernachteten. Nach einer Vorstellungsrunde mit Brezeln und Saft brachen wir zum Reiterhof auf. Dort durften wir uns den Garten, die Sattelkammer, die Futterkammer und die Pferdeboxen anschauen. Und natürlich durften wir später auch noch die Pferde anschauen und sie putzen. Eigentlich wollten wir noch reiten, aber dazu hat die Zeit nicht mehr gereicht. Trotzdem war das Putzen nicht umsonst: Wir hatten Gelegenheit, uns mit den Tieren vertraut zu machen. Um 18.00 Uhr fuhren wir mit unseren Gastkindern zu deren Familie.
Am nächsten Morgen trafen wir uns um 10.00 Uhr am Reiterhof und teilten uns direkt wieder: Die Einen liefen zum Stall, die Anderen besuchten den Filz-Workshop. Später wurde dann getauscht.
Beim Filzen bekam jeder einen Ball aus Schaumstoff, in dem sich eine Glocke befand. Nun galt es, den Ball zu umfilzen, was uns mithilfe von Seife, Wasser und Filzstoff auch sehr gut gelang. Vielen Dank an Steffi, die den Filzworkshop geleitet hat!
Auf dem Reitplatz wurde longiert und ausprobiert: Schritt, Trab und Galopp wurden erfahren, Übungen wie freihändig reiten oder rückwärts reiten wurden mit Begeisterung durchgeführt. Kein Wunder, dass hiernach alle gut gelaunt zum Mittagessen gehen konnten.
Wir wollten uns gerade an den Tisch setzen, der draußen aufgestellt war, da fing es an zu regnen. Schnell flüchteten wir mit Tischen, Bänken, Geschirr und Besteck in die Reithalle. Es war zwar sehr schade, dass wir nicht draußen essen konnten, aber die Gemüsesuppe hat trotzdem gut geschmeckt!
Nach dem Mittagessen konnten wir uns aussuchen, ob wir beim Pferdequiz mitmachen oder uns bei den Gesellschaftspielen austoben wollten.
Das Pferdequiz wurde in einer Pferdebox gespielt. Man bekam Fragen rund ums Pferd gestellt und musste diese beantworten. Für eine richtige Antwort bekam man ein Gummibärchen als Belohnung.
Die Gesellschaftsspiele fanden in der Reithalle statt, weil es dort viel Platz zum rennen, springen und klettern gibt. So kletterten die Spieler bei „Feuer, Wasser, Sturm“ zum Beispiel auf Bänke oder rannten beim Staffellauf mit geschlossenen Augen durch die Halle.
Eigentlich wollten wir danach ausreiten gehen, aber das Wetter wollte uns diesen Wunsch nicht erfüllen. Also ritten wir in der Reithalle und unterhielten uns.
Am Abend wurde gegrillt. Alle Eltern und Geschwister der sehenden Kinder kamen und die Eltern von Dahlia brachten sogar ihre Hunde mit. Es gab viele Salate, Würstchen und Baguette. Am Lagerfeuer wurde Stockbrot gegrillt und auf dem übrigen Hofgelände beschäftigten wir uns selbstständig. Während Einige am Feuer Lieder sangen, spielten Anderen mit den Hunden. Gegen 20.15 Uhr war der Tag zu Ende.
Am Sonntagmorgen gingen wir alle in die Leimener Kirche. Die Pfarrerin gestaltete gemeinsam mit uns einen Gottesdienst, bei dem Valentina sogar etwas in Blindenschrift vorlas. Nach dem Gottesdienst durften wir uns bis zum Mittagessen selbst beschäftigen. Während die Sehenden Wildpferde spielten, übten wir Blinden Klavier oder unterhielten uns.
Zum Mittagessen gab es Nudeln mit Fleisch und Salat. Danach war noch ein bisschen Zeit, die manche daheim, andere im Gemeindehaus verbrachten.
Gegen 14.00 Uhr hieß es dann wieder: Ab auf den Hof! Heute regnete es nicht und wir konnten unseren Ausritt nachholen. Anschließend halfen wir noch beim Ausmisten, füllten Futter nach oder gaben den Pferden auf der Weide etwas zu trinken. Bei Letzterem durften wir die Pferde auch noch mal streicheln und uns ordentlich von ihnen verabschieden. Denn nun war die schöne Zeit auch schon wieder vorbei. Nach einer Abschiedsrunde ging es wieder zu unseren Gastfamilien.
Ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbeiter des Hofes, die sich Zeit für uns genommen haben, uns immer zur Seite standen, wenn wir Hilfe brauchten und uns das ganze Wochenende über begleitet haben! Ohne Euch hätte es nicht funktioniert!
Eigentlich fängt ja Montags wieder die Schule an, aber da die Lehrer Betriebsausflug hatten, durften wir mit unseren Gastkindern in die Schule. In manchen Klassen gab es eine Fragerunde, bei der die sehenden Kinder uns Fragen stellen durften, in anderen Klassen saßen wir nur rum und wurden nicht beachtet. Den Nachmittag durften wir für uns entscheiden. Lenka, Kerstin, Christina und ihre Gastkinder trafen sich und machten Spiele, während Valentina den Nachmittag bei Michael und Karin, einem blinden Ehepaar, verbrachte.
Am Dienstag hieß es allerdings endgültig: ab in die Schule. Und so wurden wir zu Karin und Michael gebracht und fuhren von dort aus wieder zurück.
Vielen Dank an Dahlia, Naomi, Lynn, Jule, Carlotta, Cathrin, Juliane, Emma, Amelie und ihre Familien, die sich bereit erklärt haben, uns zu betreuen und tatkräftig zu unterstützen! Auch ohne Euch hätte diese Freizeit nicht stattfinden können!
Es war ein wunderschönes Wochenende, in dem wir viel erlebt haben und viele nette Menschen kennen gelernt haben. Für uns alle ist klar: Nächstes Jahr sind wir wieder dabei!
Allgemeine Infos
Seit einigen Jahren organisieren Karin und Michael Gschwind, die selber blind sind, eine Freizeit, bei der Sehende und Blinde gemeinsam etwas erleben können. Am Heimatort werden viele Blinde von den Nichtbehinderten ausgegrenzt und haben oft nur im Internat Freunde. Karin und Michael bieten daher einmal im Jahr dieses Wochenende an, um Sehenden und Blinden zu zeigen: Ihr seid alle wertvoll, egal ob ihr behindert seid oder nicht!
Wir hoffen daher, dass dieses Erlebnis auch in den nächsten Jahren wiederholt werden kann.
Kerstin Peters