Der sehbehinderte Tom rannte seinem sehenden Guide davon, die blinde Kerstin wollte vom Tandemrad gar nicht mehr absteigen, und alle zusammen waren stolz, die drei Triathlon-Disziplinen geschafft zu haben: Schwimmen, Radfahren und Laufen.
Das Heart Racer Team veranstaltete am 24./25. Mai 2014 mit Unterstützung der Deutschen Triathlon-Union und der Schloss-Schule Ilvesheim ein Trainingswochenende für blinde und sehbehinderte Kinder. Unter der Leitung von Katja Schumacher trainierten ehrenamtliche Guides mit den Jungen und Mädchen. Darunter waren nicht nur Schülerinnen und Schüler der Schloss-Schule, sondern auch zwei sehbehinderte Jungen aus dem Saarland.
„Ich bin erstaunt, wie viel Energie die Kinder haben“, resümierte Katja Schumacher. „Wir waren uns anfangs nicht sicher, ob fünf Stunden Sport am Tag nicht zu viel sind, aber die Mädchen und Jungen haben so viel Power, dass sie in den Pausen noch auf dem Rasen Fußball spielen.“ Die Trainingsleiterin lobte, welche Fortschritte die Kinder insbesondere beim Schwimmen gemacht haben.
Dr. Thomas Katlun, der die Kinder als Augenarzt betreut, freute sich, dass nach der Pilotphase des Projekts in Ilvesheim erstmals auch Kinder von anderen Schulen an einem solchen Triathlon-Training teilnehmen konnten. „Ich wünsche mir, dass sich die Idee weiter verbreitet, weil es den Kindern ein starkes Selbstvertrauen gibt“, sagte er. „Das Schöne an solch einem intensiven Trainingswochenende ist zudem, dass ein großes Vertrauen zwischen Guide und Kindern entsteht.“
Bei allem Training kam der Spaß nicht zu kurz. Zum Kennenlernen am Samstag spielten Kinder und Guides „Schere Stein Papier“, wobei der Gewinner den Verlierer über den Sportplatz jagen durfte. Spielerische Koordinationsübungen standen ebenfalls auf dem Programm. Der Sonntag endete dann mit einem Mini-Triathlon, den Tom als Schnellster in gut 14 Minuten absolvierte.
Ob groß oder klein, alle waren glücklich über die drei nagelneuen Tandem-Räder, die der Heart Racer Verein dank einer Spende von Rotary Weinheim kaufen konnte, denn damit konnten sie deutlich schneller als in den vorigen Trainingsstunden radeln. „Ich liebe die Geschwindigkeit“, rief Kerstin begeistert, als sie mit ihrem Guide Fabian von der fünf Kilometer langen Radstrecke zurückkam.
Bettina, die schon im vergangenen Jahr bei Trainingsstunden in der Schloss-Schule dabei war, hatte an diesem Wochenende ihre beiden Söhne mitgebracht, die ebenfalls sehr engagiert als Guides halfen. So erklärte der zehnjährige Carsten der sehbehinderten elfjährigen Sophie geduldig, was in der Wechselzone zwischen Schwimmbad und Rad zu beachten ist. Und er ermahnte sie, beim Laufen nicht zu schnell zu starten, da ihr sonst die Puste ausgehe. Sophie beherzigte Carstens Ratschlag und kam in gut 17 Minuten ins Ziel.