Blick von der Bungalowiese zum Schloss im Maerz

Ruder-Wochenende 2014 in Mannheim

6 Schüler der Schloss-Schule – 5 Jungs und ein Mädchen – sind seit diesem Schuljahr wöchentlich zu Gast beim Mannheimer Ruderverein Amicitia.Das vielfältige AG-Angebot der Schule wird damit um eine Sportart ergänzt, die für Menschen mit Sehschädigung sehr gut geeignet ist und keine wesentlichen Anpassungen erfordert. Denn beim Rudersport kommt es vor allem auf Körperwahrnehmung und ein gutes Gehör an, wenn es etwa gilt, das Boot stabil zu halten oder einen gemeinsamen Rhythmus der durchs Wasser gleitenden Ruderblätter zu finden. Viele Sehgeschädigte lernen die komplexe Rudertechnik erstaunlich schnell, denn sie können hören, ob sie die “Skulls“, wie die Paddel bei Ruderern genannt werden, richtig herum halten und ob das Blatt ins Wasser eintaucht oder auf die Wasseroberfläche klatscht. Ihre Augen brauchen sie dafür nicht. Nur zum Steuern, also für die Vorgabe der Richtung, sitzt eine sehende Person mit im Boot.

Hier

http://www.freesound.org/people/juskiddink/sounds/101921/ können Sie sich selbst für zwei Minuten auf eine kleine Tour im Ruderboot begeben.

Da mit dem Neckar ein geeignetes Gewässer direkt an Ilvesheim vorbei fließt, lag es nahe, einmal bei Amicitia anzuklopfen. Dort stieß man nicht nur auf offene Ohren, sondern auch auf großen persönlichen Einsatz, und so stand bereits am zweiten Oktober-Wochenende ein erstes Highlight an.Jens Appelbohm, der in Oldenburg schon seit über 10 Jahren ein Training für blinde und sehbehinderte Ruderer leitet, kam zu Besuch nach Mannheim, um den Kindern ein paar spezielle technische Kniffe zu zeigen. Diese Gelegenheit wollte sich keiner der AG-Teilnehmer entgehen lassen, und so verbrachten wir 2 intensive Trainingstage zusammen auf dem Neckar.

Am Freitag, den 10.10.2014, trafen wir (Tom, Moritz, Julian, Justin, Sayon, Frau Eberhard, Herr Schlegel und ich) uns in einer Wohnung des Kurshauses und richteten unsere Zimmer ein. Nach einer Anfangsbesprechung gingen wir zu Rewe und kauften alles ein, was wir benötigten. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Ruderverein.

Nun ging es los! Wir trainierten auf dem Ruder-Ergometer, übten im Ruderbecken und ruderten auf dem Neckar. Am Abend konnte jeder zumindest den Grundschlag.

Das Ruderergometer ist ein Gerät, mit dem man seine Armmuskulatur trainieren kann. Das macht Spaß und man kann damit ziemlich schnell werden. Wir haben immer gesagt bekommen, wann wir trainieren sollen und wann wir eine Pause einlegen müssen, um uns nicht zu überlasten.

Das Ruderbecken besteht eigentlich aus zwei Becken, nämlich aus einem reinen Wasserbecken und einem mit Goldfischen. Zwischen den beiden Becken sind vier Betonsitze befestigt, die exakt die Halter, Trittflächen, Sitze usw. wie in einem echten Ruderboot besitzen. Da wir ja wirklich im Wasser die Bewegungen machen, denkt man manchmal wirklich, man wäre auf dem Wasser, obwohl man sich gar nicht vom Fleck bewegt.

In einem Zweier-Boot durften wir gemeinsam mit Jens auf dem Neckar rudern. So konnte ein individuelles Training angeboten werden, bei dem Körperhaltung und Technik unter die Lupe genommen und verbessert wurden. Dies war besonders interessant, da wir zuvor noch nie im Boot saßen und uns die Sitze und co. nur von außen angeschaut hatten. Aber auch wir Blinden fanden uns schnell zurecht, schließlich ist das richtige Boot, wie schon erwähnt, genauso wie das Ruderbecken aufgebaut.

Um 18.00 Uhr kam dann der entspannte Teil: Das Grillen in der Bootshalle. Es gab Würstchen, Steaks, Kräuter- und Knoblauchbutter, Gurken, Tomaten und Baguette. Später halfen wir noch beim Abspülen und fuhren zurück nach Ilvesheim, wo wir die Betten bezogen und uns bettfertig machten. Um ca. viertel nach zehn trafen wir uns dann noch einmal im Wohnzimmer, unterhielten uns, aßen Chips und planten auch alles für den nächsten Tag.

Am Samstag standen wir früh auf, schließlich mussten wir schon um 09.30 Uhr am Ruderverein sein. Wir zogen uns also an, zogen die Betten ab und frühstückten. Am Ruderverein warteten schon einige Eltern, die teilweise weite Strecken auf sich genommen haben. Sie schauten uns beim Abschlusstraining zu und mein Bruder Christian durfte auch mitmachen. Diesmal holten wir zwei Vierer-Gigs und übten das gleichmäßige Rudern. Dabei war das Hauptproblem erstmal die Strömung und wir mussten dauernd wenden, da die strömungsfreie Bucht so klein ist. Wir übten also erstmal zu zweit, im Gleichschlag zu rudern und einen für uns passenden Rhythmus zu finden, während die Anderen das Boot stabilisierten, und mussten dann nach drei bis vier Schlägen wieder wenden. Dieser Prozess war zunächst ziemlich anstrengend, da es sich beim Rudern um eine klassische Team-Sportart handelt, bei der genauestens auf die Bewegungen der übrigen Bootsbesatzung geachtet werden muss. Dennoch war Jens von der Motivation und Geduld beeindruckt und fand lobende Worte: „Einige der Kinder haben sich als wahre Naturtalente entpuppt“.

Später machten wir die Boote noch mit einem nassen Lappen sauber und trugen sie wieder in die Bootshalle. Dazu räumten wir erst die Skulls weg, nahmen das Boot auf die Schulter und trugen es so über die Straße und die Straßenbahnschienen zur Bootshalle, legten es dort vorsichtig auf ein paar Stangen ab, säuberten es und trugen es dann auf den richtigen Stellplatz. Es wurde dann noch ein bisschen geredet und gegen 13.00 Uhr verabschiedeten wir uns ins Wochenende.Nun beginnt die Winter-Saison, in der bei allzu ungemütlicher Witterung auch mal Technik-Training im Ruderbecken oder Krafttraining am Ruder-Ergometer auf der Tagesordnung stehen werden. Da der Frühling in der Kurpfalz bekanntermaßen aber nicht lange auf sich warten lässt, freuen wir uns heute schon auf viele weitere gemeinsame Trainingseinheiten draußen in der Natur.VIELEN DANK an alle Trainer (sowohl aus Oldenburg als auch aus Mannheim), die sich die Zeit genommen haben, uns zu trainieren, und DANKE an die Mitarbeiter des Ruderklubs Amicitia Mannheim, dass wir von nun an einmal in der Woche zum Training kommen dürfen!!!

Eine Auswahl der Rückmeldungen zum Wochenende und allgemein zum Thema Rudern:

Julian: „Echt geil, jederzeit wieder.“

Tom: „Ich bleibe auf jeden Fall dabei, denn dann darf ich vielleicht irgendwann allein in ein Boot. Ich liebe es, allein die Verantwortung zu tragen.“

Kerstin: „Rudern ist ein toller Sport. Es macht Spaß, fördert die Konzentration, trainiert das Sozialverhalten – Ich bleibe auf jeden Fall dabei!“Auch den anderen hat es sehr gut gefallen.Schön, dass es in diesem Schuljahr eine Ruder-AG gibt!

Geschrieben von Kerstin Peters und Julian Schlegel.

Skip to content